Klettern im Reich des Shogun – schmaler Grat zum Unmöglichen

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Warum ich eine bestimmte Route gewählt habe, werde ich oft gefragt. Die Gründe, eine neue Herausforderung ins Auge zu fassen, sind eigentlich immer wieder die gleichen. Zum einen ist es natürlich wichtig, wie viel Mal diese Route schon durchgestiegen wurde und zum anderen von wem. Weiss ich beispielsweise, dass Alex Megos diese Challenge geschafft hat, kann ich für mich gute Rückschlüsse ziehen, wie anspruchsvoll die Route wirklich ist.

Was mich speziell an der Route «Im Reich des Shogun» reizte, war vor allem, dass ich sie schon lange kenne. Schliesslich liegt sie direkt vor meiner Haustür. Und natürlich ist der Schwierigkeitsgrad 9a ein Benchmark für mich. Wie oft habe ich mir überlegt, ob diese Route für mich überhaupt machbar ist! Immer wieder musste ich diese Frage mit Nein beantworten. Bis ins Jahr 2019. Dann dachte ich mir: Jetzt bin ich körperlich, mental und technisch auf dem Niveau, um eine so grosse Herausforderung anzunehmen. Also machte ich mich ans Training.

Grosser Respekt und Zweifel

Als ich anfing die Route zu projektieren, habe ich immer mehr Gefallen an der Line gefunden. Sie ist ein schmaler Grat zum Unmöglichen. Es gibt gerade so viele Griffe, wie nötig sind, um oben anzukommen. Der Respekt vor dieser Route war sehr gross und immer wieder kamen auch Zweifel auf. Ich fragte mich: Soll ich noch härter an mir arbeiten? Soll ich nur noch für diese Route trainieren und lohnt es sich wirklich, die Zeit zu investieren? Irgendwann beschloss ich, nur noch beim Projektieren direkt in der Route zu üben und keine extra Trainingseinheiten einzulegen.

Im Training bemerkte ich, dass die Griffe zum Teil sehr schmerzhaft sind. Das hat mich manchmal so richtig demotiviert, weiterzumachen. Ich wollte mich zeitlich aber nicht unter Druck setzen und legte immer wieder mal eine Pause ein, um meine Finger heilen zu lassen. Aber zu viel Zeit wollte ich mir dann auch nicht lassen. Beim Klettern sind schliesslich auch äussere Einflüsse wie Regen, Kälte oder Wärme entscheidend. Heisst: Es ist nicht möglich, eine so schwere Route das ganze Jahr zu klettern.

Viel über die Route gelernt

Bei meinen Durchstiegversuchen bin ich immer wieder gescheitert. Aber ich habe dadurch sehr viel über die Route gelernt. Bei diesem Schwierigkeitsgrad sind Dinge wie wann klippe ich, wann chalke ich oder wann und wo kann ich meine Hände schütteln sehr entscheidend. Und oft kämpfte ich auch gegen mich selbst. Als ich dann den Durchstieg geschafft hatte, war ich überglücklich und spürte das Gefühl einer Erleichterung. In Gedanken bin ich oft durchgegangen, wie es sein wird, wenn es dann so weit ist. Ich werde mich sehr lange an das Gefühl erinnern können, aber gleichzeitig frage ich mich schon wieder: Was kommt jetzt? Ich habe viele schwere Routen geschafft. Jetzt denke ich darüber nach, neue auszuprobieren und herauszufinden, ob und wie diese machbar sind.

Hoffentlich hat euch mein Blogpost gefallen. Ich würde mich über viele Ratings und Kommentare freuen.

Euer Philipp

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